Überfahrt nach La Graciosa… Lanzarote

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Auf zu den Kanarischen Inseln

 

 

 

 

 

 

 

Es war soweit, unsere erste große Tour brach an. Wir starteten früh um 8 Uhr mit Eröffnung der Tankstelle in Gibraltar und füllten unsere Tanks. Der Liter Diesel kostet hier 45 Cent. Mit guten achterlichen Wind und 35 Knoten, schossen wir regelrecht durch die Straße von Gibraltar. Viele Delfine begleiteten uns auf diesem Weg. Die Tage vergingen anfangs sehr langsam. Es war eine enorme Umstellung für alle, auf diesen begrenzten Quadratmeter gefangen zu sein und nicht´s weiter zu machen, außer essen, schlafen, wachen. Da es unsere erste längere Tour war, waren wir ganz schön aufgeregt. Hoffentlich geht alles gut, das Wetter und der vorhergesagte Wind so bleibt, es gehen einem so viele Gedanken durch den Kopf. Daniel hatte so richtig Spaß daran gefunden, wir, die Kinder und ich, mussten uns erstmal damit anfreunden. Übelkeit, Erbrechen, der Hunger blieb aus. Es spielte schon eine großes Stück Angst dabei mit, wenn man nicht weis was einen erwartet. Besonders wenn die Dunkelheit eintritt, verstärken sich die Geräusche und man nimmt viele Dinge wahr, die vorher nicht da waren. Was sich auch komisches anfühlte, keinen Kontakt zur Außenwelt. Das Handy zeigte durchweg „Kein Netz“ an, null Kommunikation. Einmal hatte ich Tränen in den Augen, weil ich es gewohnt war, aktiv zu sein und mich nicht wohl fühlte, hier zu sitzen, nichts zu machen, gaaaaaaaarnichts. Das Highlight täglich 15 Uhr, war das Telefonat (Satellitentelefon) mit unseren guten Freund Ralf zu Hause, wo es um den Abgleich der Wetterdaten ging.

 

Flugfische

 

 

 

 

In der dritten Nacht, gab es gegen 2 Uhr ein mörderischen Knall. Plötzlich auftretender Starkwind zerriss unseren Bullenständer und es kam zu einer ungewollten Patenthalse. Sie riss uns zwei Schienen aus der Mastführung und ein Loch in das Segel. Dazu kam noch, das es stock dunkel war, kein Stern, kein Mond, nicht´s außer Welle und Wasser. Ich hatte Puls. Daniel pickte sich ein und zog das Großsegel  runter. Wir saßen noch eine gute Stunde, mit einer Tasse Tee zusammen und besprachen das erlebte.

Die Freude war riesig, als wir am Nachmittag nach 4 1/2 Tagen, gegen 15 Uhr die Berge in der Ferne erblickten. La Graciosa war gleich das erste Ziel. Mit 25 Knoten, extremen Seitenwinden und 4 Leuten die uns beim einparken in der Marina halfen, parkten wir das Boot ein. Schuhe an und erstmal Boden spüren.

https://youtu.be/wKnd6DdUAfA  

 

 

La Graciosa- ein Geheimtip

 

La Graciosa, was für ein Traum. Feste Straßen gibt es nicht, ca. 600 Menschen leben auf der Insel, 2 kleine Einkaufsmärkte, ein Bäcker, 4 Restaurants. Schöne Strände, wenig Menschen und viel Ruhe. Wir schlenderten stundenlang am Strand entlang und sammelten alles, was uns vor die Augen kam. Süßwasser wird durch eine Pipeline von Lanzarote geliefert, Lebensmittel über eine Fähre , die halbstündlich Badegäste und Besucher transportiert. Es gibt nicht viel und genau das ist das Besondere an diesem Fleck Erde.

Nach 2 Tagen Aufenthalt, segelten wir Richtung Lanzarote (Arrecife ) in die Marina Lanzarote, wo wir schon erwartet wurden. Henning, ein deutscher Auswanderer, der sich auf Reparaturen von Booten spezialisiert hat, stand schon da um uns zu helfen. Das Großsegel bauten wir komplett ab, die  Innenwanden mussten gewechselt werden. Aufgrund der langen Lieferzeit, lagen wir länger in der Marina, als geplant. Ein Vorteil hatte es, wir haben tolle Menschen kennen gelernt, die fast alle die gleiche Route haben wie wir. Endlich hatten die Kids Kontakte geknüpft. Eine Familie aus Schottland, waren unsere Nachbarn. Die anfängliche Berührungsangst, bzgl. der Sprache war schnell abgelegt.

Meine Cousine mit Tochter besuchte uns für eine Woche. Es war eine wunderschöne, gemeinsame Zeit. Gemeinsam erkundeten wir per Auto die Insel.  Auf den Spuren von Cesar Manrique. Ein Künstler, der diese Insel positiv prägte. Mirador del Rio – ein traumhafter Aussichtspunkt (Café) mit Blick Richtung La Graciosa.   Nationalpark- Timanfaya ( Busführung durch die Vulkanlandschaft, mit Erdwärme werden in dem dortigen Restaurant Steaks zubereitet) Papagajo-Strände    César Manrique Stiftung – Wohnhaus in eine Vulkanblase eingebaut

 

Jeden Abend saßen wir auf einem anderen Boot und erzählten über unsere Erlebnisse. Was für eine Bereicherung, Segler sind sehr kontaktfreudig. Es bleibt einem oft nicht viel Zeit mit den Menschen die auf einem Boot leben, jeder hat seinen Plan und der Wind entscheidet oft, wann es weiter geht. Dafür sind die Gespräche sehr intensiv und man erzählt sich in kurzer Zeit, sehr viele private Dinge.

Nach fast 3 Wochen in der Marina, kam der Moment, TSCHÜSS zu sagen. Da waren Conny, Marcel und ihr kleiner Schatz Gino, Daniel mit Freundin Nicole – alle aus der Schweiz und Thomas aus Berlin, alle leben ihren Traum. Wahnsinnig tolle Menschen, haben das Gefühl sie schon ewig zu kennen. Mit Tränen in den Augen, legten wir den Rückwärtsgang ein und wie aus dem nicht´s kam die nächste Prüfung. Der Gashebel ging nicht mehr. Zum Glück hatten wir die Leinen noch nicht gelöst und unser Aufenthalt verzögerte sich um knapp eine Stunde. Als Segler muss man handwerklich ein wenig Begabt sein, ansonsten wird es Teuer.

 

Wir segelten Richtung Papagajo Strände, als wie aus dem Nicht’s, gefühlt 50 Delfine mit uns schwammen.  Sie sprangen sogar aus dem Wasser und drehten sich in der Luft. Es war ein atemberaubender Moment für uns alle. Endlich wieder Baden, im Sand spielen, über Felsen klettern Kajak fahren und Tiere entdecken. Von Tag zu Tag füllte sich das Ankerfeld und plötzlich waren wir wieder ‚fast‘ alle zusammen.  Unsere Wege werden sich hoffentlich immer wieder kreuzen!!!!  Mit Thomas segelten wir an einem Tag gemeinsam auf der ‚JUST4FUN‘ Rund Lobos. Danke Thomas!!!!

Alle Bootskinder feierten in der Marina Rubicon am Pool den 9. Geburtstag von Nina aus Schottland. Ihre Eltern zogen den Termin extra vor, da die Kids zusammen sehr viel Spaß hatten.  Was für ein Erlebnis, Poolparty mit 9 Jahren.

https://youtu.be/2Fjmihq_kIQ

Im Moment liegen wir in der Marina Calero. Wir lassen uns einen Windgenerator anbauen, da wir mit unseren Solarplatten nicht genügend Strom produzieren, ach und unsere Lichtmaschine ist heute bei der Abfahrt auch ausgestiegen. Nächstes Problem was behoben werden muss und was unsere Liegezeit evtl. zwangsläufig verlängert.